Komm‘ wir bauen uns die schönste Stadt!

Tribüne im «Anzeiger von Uster»
Mai 2019

Ob eine Stadt eintönig oder vielfältig wirkt – es sind die Einwohnerinnen und Einwohner, die den Reiz einer Stadt ausmachen und ihr das Leben einhauchen. Je unterschiedlicher, je bunter die Gesellschaft, umso vielfältiger die Begegnungen, umso bereichernder das Zusammenleben. In Uster soll jede und jeder dazugehören – das hat der Stadtrat in seiner «Strategie Uster 2030» beschlossen, die er unlängst verabschiedet hat. Uster soll zur «Inklusionsstadt» werden. Das heisst, die Stadt anerkennt die Uno-Behindertenrechtskonvention und verpflichtet sich, Hindernisse abzubauen, Diskriminierung zu bekämpfen und die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen zu fördern.

Ende März fand im Stadthofsaal ein Podium unter dem Titel «Schule für alle» statt. Der Referent zeigte ein Bild mit Rüebli, so wie wir sie aus dem Laden kennen: alle gleich gross, dick und lang und ordentlich in Reih und Glied aufgestellt. Ein zweites Bild zeigte eine Reihe von knorrigen, lustig geformten, grossen und kleinen Rüebli, so wie sie halt im Boden wachsen. Toll, dachte ich, dass die Natur derart verschiedene Formen, Typen und Arten von Pflanzen und Tieren  hervorbringt. Wie viele unterschiedliche Rüebli-Variationen mag es wohl geben auf unserem Planeten? Wohl gleich viele, wie es Rüebli gibt! Denn kein Rüebli ist gleich wie ein anderes. Trotzdem definieren wir immer wieder Standards, fassen in Kategorien zusammen und versuchen, Ordnung ins kreative Chaos zu bringen.

Die Vielzahl an Variationen des Lebens führt dazu, dass jeder Mensch einzigartig ist und über andere Fähigkeiten, Perspektiven und Erfahrungen verfügt. Dank diesen individuellen Kompetenzen kann jeder und jede einen eigenen Beitrag für unsere Stadt leisten. Abweichungen von der Norm werden aus dieser Perspektive betrachtet zum Potenzial für die Gesellschaft. Wenn wir darauf achten, dass wir die Entfaltung dieser Potenziale nicht durch unnötige Barrieren behindern, wird unsere Stadt von diesen Ressourcen profitieren.

Eine Stadt für alle versucht deshalb nicht nur aus Nächstenliebe, Solidarität oder Toleranz das Denken in Kategorien zu überwinden. Eine Stadt für alle kümmert sich auch nicht bloss ihrer Reputation wegen darum, dass Ausgrenzungen vermieden werden, Chancengleichheit hergestellt wird oder mentale wie auch physische Barrieren abgebaut werden. Nein, eine Stadt für alle tut dies auch, weil sie weiss: Vielfalt ist auf lange Sicht das bessere Konzept.

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