Ustertag 2019

Rede an der Nachfeier Ustertag 2019
17. November 2019, Stadthofsaal

Sehr geehrter Herr Regierungsrat Ernst Stocker
Sehr geehrter Herr Nationalrat Philipp Kutter
Sehr geehrtes Ustertag-Komitee
Sehr geehrter Honoratioren aus Kultur, Politik, Wirtschaft, Militär und Bildung

Als Stadtpräsidentin freue ich mich, dass Sie alle wieder da sind, und wir gemeinsam den Ustertag feiern können. Besonders freue ich mich, dass nach langer Absenz auch endlich wieder eine Vertretung aus der Kantonsregierung den Weg nach Uster gefunden hat und den steilen Aufstieg auf die Kanzel bravurös gemeistert hat.

Ernst Stocker, Du bist oben angekommen. Herzliche Gratulation. Das letzte Mal, dass ein Regierungsrat diese halsbrecherische Kletterei geschafft hat, war übrigens im Jahr 1962, also vor genau 57 Jahren. Damals ist die Besteigung Regierungsrat Ernst Brugger geglückt. Dieser wurde später Bundesrat und sprach als Bundespräsident 12 Jahre später gleich noch einmal dort oben. Er ging somit als Doppelredner in die Ustertag-Geschichte ein. Dazu muss man wissen, dass Doppelredner am Ustertag selten sind, gar noch seltener als etwa richtig linke oder weibliche Redner.

Wädenswiler sind hingegen keine Seltenheit in Uster. Ernst Stocker, Du hast mich ja bereits vor vielen Jahren damals noch als Wädenswiler Stadtpräsident besucht, weil Du von unserer erfolgreichen Sozialpolitik abkupfern wolltest. Dass Du nun heute mit Philipp Kutter aber gerade als Wädi-Doppel auftrittst, gibt schon etwas zu denken und schafft etlichen Raum für Spekulationen: Habt ihr nach eurer Grossfusion mit Hütten und Schönenberg Appetit auf mehr und haltet ihr Ausschau, was es sonst noch einzuverleiben gäbe? Flächenmässig seid ihr nun ja die drittgrösste Gemeinde im Kanton – Uster als bevölkerungsmässig drittgrösste Stadt könnte da ja schon ganz interessant sein…

Zum Glück aber bis Du, Ernst Stocker, in erster Linie als Regierungsrat bei uns. Dass nach all den vielen Jahren ausgerechnet den Finanzminister als Vertreter des Kantons nach Uster kommt, hat im Vorfeld ebenfalls zu wilden Gerüchten Anlass gegeben. Und was das Volk bewegt, steht wenig später auf der Titelseite unseres Lokalblattes, vom «Anzeiger von Uster»: Bringt der Finanzdirektor der drittgrössten Stadt im Kanton den Lastenausgleich? So fragt der unverfrorene Journalist. Ja wusste der Schreiberling denn nicht, dass da jeder kommen könnte, zum Beispiel auch Dietikon oder Bülach, und dass der Kanton nur Geld verteilen kann, das er auch hat? Was hat sich der Journalist bei dieser Frage wohl gedacht? War er einfach ein bisschen frech, naiv oder ignorant? Oder hat er am Ende ins Schwarze getroffen und sich daran erinnert, dass Uster eben genau der historische Ort ist, um über den Ausgleich von Stadt, Land und Agglomeration zu sprechen?

Nun, wir wissen es: Über diese Themen wurde schon 1830 auf dem Zimikerhügel debattiert. Heute wollen wir uns daran erinnern und feiern. Oder anders gesagt: Vor dem Ausgleich kommt der Austrunk. Darum freue ich mich, dass vom Zürichsee noch weitere Delegationen den Weg nach Uster gefunden haben: Die einen haben eine abenteuerliche Wanderung hinter sich, die anderen haben den Wein mitgebracht. Willkommen sind alle. In diesem Sinn: Danke und «zum Wohl allerseits».

Zurück

[ DTP ]