Tischmesse mobile

Grusswort „Tischmesse mobile“ - Menschen mit besonderen Bedürfnissen
27. Mai 2011 im Wagerenhof Uster

Sehr geehrter Herr Regierungsrat
Geschätzte Gäste
Geschätzte Organisatoren
Geschätzte Helfer und Helferinnen

Es freut mich ausserordentlich, Sie hier im Wagerenhof in Uster zu diesem besonderen, erstmaligen An-lass begrüssen zu dürfen. Es gäbe viele Personen, die ich gerne an dieser Stelle persönlich begrüssen würde, aber das würde doch etwas lange dauern, weshalb ich darauf verzichte. Eine Person möchte ich aber an dieser Stelle speziell und persönlich begrüssen, nämlich unseren neu gewählten Regierungsrat und Vorsteher der Sicherheitsdirektion, Mario Fehr. Er ist nach Uster gekommen, um hier Ihre Tätigkei-ten kennenzulernen, um zuzuhören und Ihnen zuzuschauen, vielleicht auch um zu lernen. Herzlich willkommen.

Das Thema, das hier an unterschiedlichen Ständen und in unterschiedlichen Formen behandelt und prä-sentiert wird, ist äussert wichtig für unsere heutige Gesellschaft. Es geht darum aufzuzeigen, wie Men-schen, die nicht ins gängige 08/15-Schema passen, in unserer Gesellschaft leben können, arbeiten können - welche Möglichkeiten sie haben, ihre Fähigkeiten zu nutzen.
Ich möchte nicht den Begriff Integration benutzen, das tönt immer so, als ob jemand von „Aussen“ in etwas „Drinnen“, in etwas „Bestehendes“ eingegliedert werden müsste, wovon hier aber nicht die Rede sein kann. Bzw. wer definiert schon, was „draussen“ und was „drinnen“ ist. Fakt ist, dass wir in Uster – wir dürfen uns glücklich schätzen - auf kleinem Raum viele grosse aber auch kleinere Institutionen haben, die sich mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen beschäftigen. Als Sozi-alvorsteherin ist mir bewusst, wie schnell es gehen kann, dass jemand plötzlich, aus welchen Gründen auch immer, sei es ein gesundheitliches, sei es ein soziales Problem, an den Rand der Gesellschaft ge-drängt werden kann. Es gibt dann häufig bei solchen Personen keine Arbeitsperspektiven mehr; es fehlen dringend notwendige soziale Kontakte; es tauchen Existenzängste auf - das Leben wird – so die subjekti-ve Einschätzung - trost- oder sinnlos.

Ich habe aber in den letzten Jahren vielfach erleben dürfen, dass es für Menschen mit Handicaps auch positive Entwicklungen dank positivem Umfeld geben kann: Der „Wagerenhof“, das „Werkheim“, der Verein „Noveos“, Anbieter für Stellenlose wie das „Also“ oder die Sozialen Dienste des Bezirk Uster, die Stiftung für ganzheitliche Betreuung in Rüti, das Schweizerische Arbeiterhilfswerk, der Verein Sorebo, die Wohnschule Pro Infirmis und viele mehr - sie alle zeigen auf eindrückliche Art und Weise, wie Men-schen mit besonderen Bedürfnissen ihre Leistung in unserer Gesellschaft einbringen können. Geniessen Sie beispielsweise einen Apéro vom „Also“: Service und die feinen Häppchen, die auf den Teller kommen, sind 1A. Erfreuen Sie sich an einem originellen Mitbringsel aus dem Laden „Blickfang“ des Wagerenhofes oder an einem wunderschönen Blumenstrauss aus der Wagerenhofgärtnerei, immer wieder einmalige Geschenke. Oder erinnern Sie sich an das berühmte K-Lumet vom Werkheim, ein Erfolgsprodukt, dass in jeden Grill- Kachel- oder Schwedenofen-Haushalt gehört. Dies sind nur einige we-nige Beispiele aus einer Fülle von Erzeugnissen, die in all den sozialen Institutionen, welche hier heute vertreten sind, entstehen. Es wird gepflanzt, gebunden, montiert, bedruckt, gewoben, genäht, sortiert, verpackt, gekocht, gesägt, geflochten, verkauft, serviert und vieles mehr. Sie werden hoffentlich ebenso beeindruckt sein wie ich über den „Output“, der generiert wird. Die Produkte sowie die Dienstleistungen lassen sich neben denen der „normalen“ Wirtschaft mehr als sehen und sind konkurrenzfähig. Ich bin stolz darauf, denn es zeigt, dass jeder Mensch auf seine eigene spezielle Art und Weise fähig ist, seinen Teil für die Gesellschaft beizutragen.

Sie merken vielleicht, mich interessiert in grossem Mass der arbeitsmarktliche Aspekt Ihrer Tätigkeit.  Ich finde es wichtig, dass sich der 1. und der 2. Arbeitsmarkt – obwohl keine gute Terminologie,  aber es kommt mir auch nichts besseres in den Sinn – sich gegenseitig kennen und respektieren. Es muss der Wirtschaft und der Politik bewusst sein, dass es eine Wertschöpfung auch mithilfe Menschen mit besonderen Bedürfnissen gibt.

In Uster finden Kontakte zwischen den Wirtschaftsverbänden und den sozialen Institutionen immer wie-der statt, gerade weil diese auch massgebliche Wirtschaftsgrössen sind. Sie bieten wie schon erwähnt Arbeitsplätze für Menschen mit besonderen als auch solche für Menschen ohne besonderen Bedürfnisse an. Als grosse Arbeitgeber betreiben sie Werkstätten und Gärtnereien, auch eine Landwirtschaft mit allem drum und dran fehlt dabei nicht, und dies mitten in der drittgrössten Stadt des Kantons. Mit den produ-zierten Gütern und Dienstleistungen beleben Sie alle den Markt. Das Besondere aber ist, und das habe ich bei all meinen Besuchen in diesen Institutionen erfahren, dass bei allem Schaffen immer der Mensch in seiner ganzen Persönlichkeit im Vordergrund steht.

Unsere leistungsorientierte Gesellschaft lässt öfter und öfters Menschen durch die Maschen fallen, welche im Arbeitsprozess nicht mithalten können. Wenn diese Leute aber in einer guten Umgebung ihre Talente anwenden können, kommt unter dem Strich ein super Ergebnis heraus. Vielleicht gerade deshalb, weil Effizienz und Geschwindigkeit dann nicht alleinige Gradmesser sind. Menschlichkeit und Toleranz ge-genüber unterschiedlichen Konstitutionen gehört nämlich auch zum Arbeitsleben, gerade deshalb, da bin ich überzeugt, ist die Tätigkeit der hier anwesenden Institutionen so erfolgreich.

Ich wünsche allen Anbietern, die hier und heute vertreten sind, viele nützliche Gespräche, einen regen Austausch und viel Erfolg. Es muss weiterhin das oberste Gebot sein, jedem Menschen seinen Platz in unserer Gesellschaft zu geben, denn jeder Mensch hat das Bedürfnis und das Ziel, gebraucht zu werden und einen Beitrag zu leisten.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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