Noveos

Grusswort Verein Noveos (ehemals Verein für Sozialpsychiatrie)
20. Juni 2007 in der Cavalleria Uster

Geschätzte Anwesende

Ich begrüsse Sie als Sozialvorsteherin der Stadt Uster herzlich zu diesem Anlass heute abend, der Denkanstösse zum Thema Sozialfirmen geben soll. Wir alle wissen, Arbeit ist ein zentrales und wichtiges Element in unserer postindustrialisierten Gesellschaft. Wir stecken enorm Mittel und Zeit in die Ausbildung, mit vier Jahren fängt dieser Prozess an und hört mittlerweilen ein Leben lang nicht mehr auf. Wir definieren uns über den Job, wir lernen Leute kennen am Arbeitsplatz, wir verdienen Geld und können so unseren Lebensunterhalt bestreiten. Arbeit ist weit mehr als das halbe Leben, sie kann – im idealen Fall - Sinn stiften und soziale Netze bilden, sie kann Befriedung, Erfüllung und Annerkennung bringen. Arbeit kann aber auch ins Gegenteil kehren. Ein enormer Arbeitsdruck, überteigerte Perfektionsansprüche, Schnelligkeit und Flexibilität, Mobbing, schlechtes Arbeitsklima, Stress: diese Faktoren können krank machen und letztendlich zu Arbeitsunfähigkeit führen. Die Zahl der Menschen, die aus psychischen Gründen aus dem Arbeitsleben ausscheiden sind massiv im Zunehmen begriffen. Unsere hochleistungsfähige Arbeitswelt fordert ihren Tribut.

Die Fragestellung ist eigentlich simpel und lautet: Wie gehen wir mit Menschen um, die es nicht mehr schaffen, im Arbeitsleben mitzuhalten? Oder: Wie schaffen wir es, dass möglichst alle Menschen einen nach ihren Leistungen angemessen Arbeitplatz finden?

Diese heutige Veranstaltung versucht, auf diese Fragen Antworten zu geben. Es geht um Lösungsansätze und um Ideen. Es müsste möglich sein, aus lähmenden Problemen wie steigenden Sozialhilfezahlen, steigender Anzahl von psychisch oder auch körperlich  bedingten Arbeitsausfällen, herauszukommen und gestaltende Zukunftsmodelle zu entwickeln.
Und nicht zuletzt geht es natürlich um die Frage, wer finanziert oder wer finanziert mit.

Ich stelle fest, es gibt – zum Glück - bereits eine ganze Reihe von Angeboten für die verschiedensten Grade von Leistungsbeeinträchtigungen. Sie als Verein Sozialpsychiatrie haben es mit psychisch kranken Menschen zu tun, die mit den entsprechenden Rahmenbedungen duchaus in der Lage sind, eine Leistung zu erbringen. Im Wagerenhof Uster besteht das Konzept, alle, auch schwerstbehinderte Menschen, in einer Form in den Arbeitsprozess einzubinden, im Werkheim Uster werden für die Privatwirtschaft Aufträge ausgeführt etc. Es gibt im Zürcher Oberland noch viele weitere Institutionen, die mit Menschen mit Beeinträchtigungen Betriebe führen.

Am meisten happert es aber meiner Meinung nach bei jener Bevölkerungsgruppe, die an der Schwelle steht, die keine oder nur wenig IV beziehen kann und dennoch Mühe hat im Arbeitsmarkt. Eine Risikogruppe sind beispielsweise 50 bis 65 jährigen, die ihre Arbeit verlieren.

In der Sozialabteilung der Stadt Uster versuchen auch wir seitens der öffentlichen Hand, diesen Problemen mit Arbeitsintegrationsmassnahmen entgegenzuwirken, z.B.

  • Arbeitsintegrationsprogramm Also, im Umbruch begriffen, näher am Markt
  • Projekt Passus, Personalvermittlung, direkte Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt, Brückenfunktion
  • Nischenarbeitsplätze in der Stadtverwaltung
  • Wir haben uns entschieden, uns an einem Projekt mitzubeteiligen an der Fachhochschule Winterthur, die nach Möglichkeiten sucht wie und wo Teillohnstellen geschaffen werden können.
  • Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren, z.B. Sozialfirmen, Unternehmungen, NPO’s wo auch immer Arbeit anfällt.

Ich glaube, die Verbindung von sozialem Engagement und marktwirtschaftlichen Ideen liegt im Trend und rechnet sich für alle Seiten. Die öffentliche Hand und die Sozialversicherungen sparen Gelder ein, die betroffenen Menschen können sich neue Arbeitsperspektiven aufbauen und es werden den KonsumetnInnen Produkte und Dienstleistungen angeboten, deren Herstellung entweder in der Schweiz nicht mehr rentabel ist, oder die mit einem speziellen Soziallabel ausgestattet sind, vergleichbar ev. mit dem Knospenlabel im Biomarkt.

Ich bin sehr gespannt, was unser Gast aus Deutschland Herr Stadler zu berichten weiss und wünsche Ihnen die Kraft, Energie, Freude und Begeisterung, an diesen Fragen weiterzuarbeiten.  

Besten Dank

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